Oder: Wie die eigene Stimme die Wirkung auf die Mitarbeiter maßgeblich beeinflusst
Mal angenommen, der neue Chef kommt elegant angezogen zum ersten Meeting und eröffnet die Runde dann mit einer scharfen, hoch-klingenden Stimme? Sofort geht dem Zuhörer durch den Kopf: „Uh, was für eine unangenehme Person.“ Und das, obwohl sein Erscheinungsbild erst positiv gestimmt hat. Aber die scharfe Stimme klingt unangenehm. Und der hohe Klang sagt dem Unterbewusstsein, dass diese Person nicht geerdet und sattelfest ist. Das heißt, innerhalb der ersten Sekunden, in denen der Chef geredet hat, hat er bereits Boden verloren, weil seine Stimme nicht zu dem passt, was er repräsentiert – nämlich die Führungskompetenz innerhalb einer Abteilung oder sogar des gesamten Unternehmens.
Dabei wäre es so einfach, diese Schwachstelle zu beheben.
Ein scharfer Klang ist immer Ausdruck von Verspannungen im Körper, überwiegend im Kiefer und im Nacken. Diese sorgen dafür, dass die Stimme einen reinen Vorderklang bekommt, ohne jede Offenheit und Rundung. Denn wenn der Kiefer fest ist, öffnet sich genau der Resonanzraum im Rachen nicht, der für den offenen, runden Klang einer Stimme entscheidend ist. Hätte der neue Chef davon gewusst, hätte er mit ein paar Lockerungs-Übungen sofort einen viel angenehmeren Stimm-Klang. Und das wiederum würde seine Mitarbeiter unterbewusst offener und zugänglicher machen.
Wer mit zu hoher Stimme spricht, verrät seinen Mitarbeitern außerdem, dass er nicht in sich ruht. Denn würde er das tun, würde sich automatisch die Stimme entspannen und in den Körper wie in einen Sessel hineinsetzen. Dadurch klingt die Stimme plötzlich tiefer, entspannter und damit angenehmer, zur Person passend und authentisch. Denn Körper und Stimme bilden mit einem Mal eine Einheit, die sich sofort klanglich an das Umfeld überträgt. Die Mitarbeiter können der Person plötzlich besser zuhören, nehmen sie ernst, spüren die Verbundenheit des Chefs mit sich selbst und haben dadurch unterbewusst das Gefühl, dass diese Person wohl weiß, was sie tut.
Was bedeuten diese Beobachtungen im Umkehrschluss?
Über die Stimme Menschen führen
Dass eine Führungspersönlichkeit in ihrer Entwicklung auch lernen sollte, mit einer möglichst optimal klingenden Stimme ihre Mitarbeiter zu führen. Denn wer seine Stimme richtig einzusetzen weiß, kann damit Menschen begeistern, motivieren, schwierige Situationen rein über eine ruhige, fließende Sprache entspannen und vieles mehr. Doch dazu gehört, sich über all das bewusst zu werden, was eine Stimmausbildung an Wirkungs- und Persönlichkeits-Verstärkung mit sich bringt. Denn das eine geht nicht ohne das andere einher.
Welche Kompetenzen werden also verstärkt? Zunächst wird sich der Chef seiner eigenen Körperlichkeit bewusst, weil er auf Verspannungen und Verkrampfungen in sich selbst achten lernt. Dann erfährt er, wie er aus seiner eigenen Mitte heraus agieren und sprechen kann. Das macht ihn und sein Handeln authentischer. Er wird als „starke Persönlichkeit“ wahrgenommen. Er wird durch diese Anbindung an sich selbst sicherer und wirkt nach außen stabil, gesetzt und stark. Und gleichzeitig erhält er durch diese Verankerung seine tragende, einprägsame und angenehme Stimme.
Das Fazit: Ihre Stimme zählt. Denn sie entscheidet Ihre Wirkung essentiell mit.
Wiebke Huhs
– Stimm- & Wirkungs-Expertin
– Inhaberin von Voice Excellence
– seit über 20 Jahren international tätig als Opern- und Konzertsängerin weltweit, Speakerin und Coach für Stimme & Wirkung
– Sie leiht außerdem ihre Stimme dem SWR, DLR und verschiedenen Hörbuchverlagen.