Sebastian Wächter

Veränderung
beginnt im Kopf

Warum Akzeptanz der erste Schritt zu einer erfolgreichen Veränderung ist.

Meine Augen sind noch verklebt und ich bekomme sie kaum auf, als ich aufwache. So langsam komme ich zu mir und bemerke piepsende Geräusche, einen sterilen Geruch und einige Stimmen um mich herum. Ich bin auf der Intensivstation. Als ich versuche die Bettdecke umzuschlagen, weil ich aufstehen möchte, merke ich, dass es nicht geht. Ich bekomme Panik! Das sind meine ersten Erinnerungen nach der radikalsten Veränderung in meinem Leben. Am Tag zuvor war ich gemeinsam mit meinem Bruder wandern. Hierbei stürze ich, schlage mit dem Kopf auf und breche mir mein Genick: Querschnittslähmung! 95 % meiner Muskeln sind seit diesem Tag gelähmt. Für immer.

Diese Veränderung kam für mich plötzlich und logischerweise hat mich keiner gefragt, ob ich das will. Meinen Kunden geht es da ähnlich. Kleine und mittelständische Unternehmen bis hin zum DAX Konzern, für die ich als Keynote Speaker und Berater zum Thema Change tätig bin, haben inzwischen regelmäßig mit Veränderungen von Außen zu kämpfen. Globalisierung, Digitalisierung oder etwa Regulierung sind nur ein paar der bekannten Schlagworte. Diese ganzen »Regulierungen« bedeuten Change, den allerdings keiner wollte. Die Reaktion der Führungskräfte und Mitarbeiter in den Unternehmen sind meist entweder Verleugnung oder Widerstand.

»Das betrifft uns nicht«

»Das ist nur ein kurzfristiger Trend«

»Wir haben das aber schon immer so gemacht«

»Dafür bin ich nicht zuständig«

Diese Aussagen höre ich häufig von den Betroffenen und genau dafür werde ich schließlich auch geholt. Es gilt einen konstruktiven Weg zu finden, mit der Veränderung umzugehen. Ich allerdings habe mich damals in meiner Situation der Querschnittslähmung schlichtweg für beides entschieden. Verleugnung und Widerstand. Ich hörte die Diagnosen der Ärzte, aber ich wollte sie nicht wahr haben. Ich ging zur Physio- und Ergotherapie, aber ich konnte deren Ratschläge und Tipps nicht annehmen.

Stattdessen beherrschte mich ein Gedanke: »Vielleicht wache ich Morgen früh auf, mein Rückenmark ist wieder verheilt und alles ist wieder ganz normal.« Anstatt zu akzeptieren, habe ich gehofft und geharrt. Eine Reaktion, die ich momentan auch häufig im Bezug auf Corona beobachte. Die Folge daraus ist aber klar und eindeutig: Keine Veränderung! Denn solange wir wegschauen oder in den Widerstand gehen, werden wir nicht handeln. Deshalb ist Akzeptanz aus meiner Sicht der erste und entscheidende Schritt zur Veränderung, so beschreibe ich es auch in meinem Buch »Change Mindset«.

Erst als ich akzeptiere, dass ich querschnittsgelähmt bin, kann ich überlegen, was sich verändern muss, um trotzdem ein zufriedenes und eigenständiges Leben zu führen. Erst wenn Unternehmen akzeptieren, dass Digitalisierung nicht nur ein Trend ist, können sie überlegen, was sie verändern müssen, um dennoch ihre Marktposition zu bestätigen. Erst wenn wir akzeptieren, dass Corona Bestandteil unseres Lebens bleiben wird, können wir überlegen, wie wir dauerhaft damit umgehen.

Nach dem Überlegen folgt dann das Handeln, die eigentliche Veränderung also. Der erste Schritt hierzu ist allerdings die Akzeptanz. Ohne Akzeptanz keine Veränderung; hierbei helfe ich inzwischen Unternehmen, Führungskräften, Mitarbeitern und Privatpersonen. Das macht mich glücklich. Letztlich hat somit mein Schicksalsschlag, der mich damals auf die Intensivstation führte, etwas Gutes bewirkt. Denn der Kern von Veränderung ist schließlich Fortschritt; wenn wir bereit sind, die Veränderung anzugehen.

Deshalb die Frage an Dich:

»Was akzeptierst Du momentan nicht?«

Experte für Change

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