Nimm dir deinen Raum!

Ein Beitrag von Christine Eschlbeck

Es ist noch gar nicht lange her, als zwei Teilnehmerinnen meines Seminars auf mich zukamen. Sie erzählten mir, sie hätten eine große Veranstaltung auf die Beine gestellt. Und dann? Werden sie gefragt, ob sie mal den Kaffee holen könnten. Das ist bitter. Ich hatte eine Vermutung und fragte sie, wie sie dastanden. Die Antwort: Genau wie jetzt in unserem Gespräch – die Beine über Kreuz, die Arme schlaff vor dem Körper hängend, leicht seitlich. Damit war klar: Sie hatten Raum verschenkt! Als Verantwortliche für die komplette Veranstaltung stünde ihnen der rote Teppich zu – den sie aber selbst ausrollen müssten: fester Stand, direkter Blick, gerade, selbstbewusste Haltung.

Räume gehen uns alle an.
Wenn Sie jetzt denken, das ist ein typisches Frauending: falsch, wie das nächste Beispiel zeigt. Der Chef eines deutschen Autokonzerns steht ganz alleine auf einer riesigen Bühne. Er stellt das neue E-Modell vor. Hinter ihm werden fantastische Bilder an die Wand geworfen, die vor Dynamik geradezu sprühen. Ein perfektes Set-up für einen großen Auftritt. Doch was macht der Redner? Ist äußerst sparsam mit seiner Gestik. Meistens bewegt er nur einen Arm, den er auch noch senkt, wenn er von »aufwärts« und »vorwärts« spricht. Er steht wie angenagelt auf einem Fleck, anstatt die gesamte Bühne zu nutzen. Die Chance, Fans für dieses Hightech-Auto zu gewinnen, war vertan.

Zeig Dich!
Sie fragen sich jetzt vielleicht: »Müssen es immer die großen Bewegungen sein? Das bin ich doch gar nicht.« Nein, natürlich nicht. Es gibt Situationen, die kleinere Gesten vertragen. Beispielsweise die schlechten Quartalszahlen. Hier wäre es völlig unpassend, den großen Zampano auszupacken. Wenn es aber darum geht, Ihre Mannschaft zu motivieren, ein neues Modell vorzustellen oder für Ihre Veranstaltung zu begeistern, dann brauchen Sie Raum. Jetzt kann der Zampano kommen! Mit ihm reißen Sie Ihre Zuhörer von den Stühlen.

Probieren Sie es selbst einmal aus und stellen Sie sich vor den Spiegel. Zuerst stellen Sie sich vor, Sie haben Mist gebaut und müssen es dem Kunden beichten. Wahrscheinlich ähnelt Ihre Haltung der unserer beiden Protagonistinnen von oben. Dann stellen Sie sich vor, Sie hätten einen super Auftrag als Speaker an Land gezogen und erzählen es Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. Schauen Sie sich an – Sie sehen einen ganz anderen Menschen! Sie haben sich nämlich Raum geschaffen. Den Raum, der zu Ihrer Botschaft passt.

Raum nehmen ist Kopfsache!
Ist Ihnen aufgefallen, warum sich Ihr Spiegelbild verändert hat? Weil Sie sich die Situation im Kopf ausgemalt haben. Sie haben sich hineinversetzt in diese Stimmung – und schon kam die Körperspannung. Die beiden Veranstalterinnen waren vielleicht gestresst von der ganzen Vorbereitung. Gerade ist die gesamte Anspannung von ihnen abgefallen, was sich dann auch in ihrer Körperhaltung ausgedrückt hat. Oder unser Präsentator des neuen Automodells. Vielleicht hat er darüber nachgedacht, ob es sich so gut verkaufen wird wie erwartet. Ganz sicher saß er in Gedanken nicht hinter dem Steuer und hat die erste Fahrt genossen.

Mit folgenden Tipps gelingt es Ihnen, sich Raum zu schaffen und damit Präsenz und Profil zu gewinnen:

• Führen Sie sich Ihr Ziel gedanklich vor Augen. Was sollen die Menschen mitnehmen – eine tolle Veranstaltung, Zuversicht, Vertrauen in Sie als Führungskraft? Überlegen Sie, welches Gefühl Sie transportieren möchten.

• Nehmen Sie zu Beginn einen festen Stand ein. Damit wirken Sie souverän.

• Setzen Sie große Gesten. Damit schaffen Sie sich Raum und Wirkung.

• Halten Sie Blickkontakt zu Ihren Zuhörern. Dadurch ist Ihre Haltung gleich aufrechter und präsenter.

• Lassen Sie sich Zeit beim Sprechen. Ein Gedanke nach dem anderen, damit Ihre Zuhörer folgen können Wenn Sie nicht wissen, wie Sie als Rednerin oder Redner wirken, holen Sie sich Unterstützung vom Experten.

Über die Autorin
Christine Eschlbeck, Präsenz und Profil Coach, Trainerin, Speakerin https://www.christineeschlbeck.de

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