Mit dem Brustton der Überzeugung

Wer schon mal in einem Chor gesungen oder Gesangsunterricht genossen hat, wird vielleicht mal etwas von Bruststimme oder Kopfstimme gehört haben. Dabei geht es um die Resonanzräume, die man bei den jeweiligen Tonlagen erspüren kann. Die hohen Töne empfindet man im Kopf, bei gutem Stimmsitz im Nasenbereich und zwischen den Augen. Die tiefen Töne empfindet man mehr im Brustraum. In Studien hat man herausgefunden, dass eben diese tieferen Töne, sprich die tiefe Sprechtonlage überzeugender und kompetenter wirkt: Der Brustton der Überzeugung!

Und damit ist nicht eine bestimmte Frequenz gemeint, sondern die tiefe Stimmlage eines jeden Menschen. Männer sind also nicht grundsätzlich im Vorteil, nur weil sie eine tiefere Stimme vorweisen können. Man bezeichnet diese tiefe, angenehme Sprechtonlage auch als Indifferenztonlage oder als natürliche Sprechtonlage. Kommt dann zu dieser Basisfrequenz noch eine abwechslungsreiche Modulation hinzu, bei der die Stimmtonhöhe auf lebendige Art und Weise drumherum variiert, wirkt es begeisternd. Und immer, wenn wir Begeisterung ausstrahlen, steigt auch die Überzeugungskraft.

 

In meinen Seminaren und Coachings habe ich es überwiegend mit Menschen zu tun, die gerne überzeugend wirken möchten. Jedoch merken sie immer wieder, dass ihre Stimme in dem Moment, wo es drauf ankommt, genau das Gegenteil bewirkt. Die Stimme klingt dann eher hoch, schrill, piepsig, eng, rau oder leise. Das sind Stimmklangattribute, die nicht angenehm klingen und schon gar nicht überzeugend wirken. Wenige Menschen klingen immer so. Meistens tritt dieses Phänomen in herausfordernden Situationen auf. Zum Beispiel, wenn sie eine Präsentation oder einen Vortrag halten müssen. Vor lauter Aufregung steigt dann Puls, Atmung und Stimme. Gleichzeitig macht sich so ein unbehagliches Gefühl breit. Die eigene Stimme selbst so schwach zu hören, wirkt sich oft auch schwächend auf das Selbstbewusstsein aus. Somit ist der Teufelskreis perfekt.

Der Weg zu einer überzeugenden Stimme kann sehr vielfältig sein. Ein intensives Atem- und Stimmtraining macht die Zusammenhänge und das Handling der Stimme bewusst. Dabei lernt man eine vertiefte Bauchatmung, die beruhigt und Muskelverspannungen mindert, die die Stimme hoch und piepsig klingen lassen. Sich mit dem Mindset, sprich der inneren Haltung, dem Fokus und dem Selbstbewusstsein zu beschäftigen, ist ebenso wichtig. Denn unsere Stimme wird durch unsere Emotionen gesteuert. Wer also seinen Ängsten freien Lauf lässt, wird nicht mit entspannter Stimme agieren können.

Deshalb hier meine Tipps für dich:

Richte deinen Fokus auf deine Zuhörer. Mache dir bewusst, für wen du sprichst und welchen Benefit deine Zuhörer durch dich haben können. Das wird dich mit Freude erfüllen. Und positive Emotionen machen uns entspannter, lebendiger und begeisternder. Und wenn es auf die Schnelle weder mit dem entspannten Atmen oder positiven Mindset funktionieren sollte, dann denke doch einfach mal an dein Lieblingsessen. Lasse dabei die Lippen locker aufeinanderliegen und schwelge und schwärme auf »mmmmh«. Lehne dich dabei gegen die Brust, wie es die alten italienischen Gesangsschulen angepriesen haben und schon landest du in der tiefen, überzeugenden Sprechtonlage: Mit dem Brustton der Überzeugung!

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