Monika Herbstrith-Lappe im Interview mit der »REDEN« Redaktion

Liebe Monika, du feierst in Kürze dein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Wie kommt es dazu?

Vor etwas mehr als 39 Jahren – damals 22-jährig – habe ich einen Vortrag für 300 Professor:innen über meine Physik-Diplomarbeit gehalten. Kurze Zeit später habe ich auf einer Qualitätsmanagementkonferenz über hochkomplexe statistische Methoden gesprochen. Zu meiner eigenen Verwunderung war beides sehr erfolgreich. Heute weiß ich, dass ich schon damals emotionales, humorvolles Storytelling als Verpackung für meine fundierten Inhalte genutzt habe. Für mich ist das die »natürliche« Lernform, in der ich sozialisiert bin. Die Quantenphysik ist so schwer vorstellbar. Daher nutzen Physiker:innen schon immer Geschichten und Metaphern wie die Schrödinger Katze, um Erkenntnisse begreifbar zu machen. Übrigens: Bühne bringt Bühne hat schon damals gegolten. Nach meinem Vortrag wurde ich gefragt: »Machen Sie auch Vorträge für Firmen?« Ich habe freudig mit »Ja« geantwortet und nach dem Thema gefragt. Seine Antwort: »Das weiß ich noch nicht, aber Sie sind so überzeugend. Und so vielseitig.« Das ist übrigens noch immer eine häufige Form der Anfragen. Ich bin darauf spezialisiert, nicht spezialisiert zu sein. Als fundierte Generalistin verbinde ich die Themenwelten. Mein Meer der Möglichkeiten fügt sich prägend in die Themenlandschaft der Kund:innen. Für stimmige, einprägsame Keynotes auf Fachkonferenzen und Firmenevents zu den unterschiedlichsten Themen und Zielgruppen.

Welten miteinander zu verbinden zieht sich seit deinem Mathematik- und Physik-Doppelstudium als roter Faden durch dein Leben. Kannst du uns dazu mehr erzählen?

Ich habe ganz auf der philosophischerkenntnistheoretischen Seite studiert. Mich hat interessiert, was Menschen, geprägt durch die Kultur und Werte, denken können und was nicht. Ich bin davon überzeugt: Wenn man es wagt, Annahmen zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten, gibt es immer mehr Möglichkeiten. Ein ganzes Meer an Möglichkeiten. Diese Verbindungsstellen zwischen den Hard Facts der Zahlenwelt von Naturwissenschaft, Technik und Betriebswirtschaft auf der einen Seite sowie den Soft Skills und kulturellen Prägungen der Menschen auf der anderen Seite sind nach wie vor meine geistige Heimat. Wenn die Mindsets der Menschen nicht zu den angestrebten Zielen passen, haben diese keine Chance. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Nährboden für Veränderungsvorhaben zu schaffen, damit die Strategien aufgehen und Früchte tragen können.

Ursprünglich Mathematikerin und Physikerin jetzt Keynote Speakerin und Top-Trainerin: Wie passt das zusammen?

Ich habe mich von den Statistischen Methoden über Qualitäts- und Prozessmanagement bis zur Business Excellence entwickelt. Die besten Prozesse sind nur so gut, wie sie von den Menschen gelebt werden. Daher habe ich zahlreiche psychologische Ausbildungen absolviert. Später auch noch berufsbegleitend Neurowissenschaft studiert. Ich glaube an das lernfreudige Hirn. Meine naturwissenschaftlichtechnische Herkunft hilft mir, Menschen in der rationalen Welt abzuholen und ihnen die Welt der Soft Skills zu erschließen. Mathematik und Physik sind auch unglaublich gute Denkschulen. Die viel zitierte VUCAWelt ist gekennzeichnet von Volatilität d. h. großer Schwankungsbreite und schwieriger Vorhersehbarkeit, Ungewissheit, Complexity/Komplexität und Ambiguität, d. h. Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit. Die Quantenphysik ist das Intensivtraining für die Ambiguitätstoleranz und die Komplexitätskompetenz, die von vielen als Schlüsselkompetenzen zum Meistern der aktuellen Herausforderungen gesehen werden. Mein Humor und Wortwitz machen diese schwierigen Themen bekömmlich.

Daher auch dein Appell »Zukunft braucht Zuversicht«.Was trägst du dazu bei?

Unser Hirn kann mit Veränderungen und Ungewissheit schlecht umgehen. Im Fürchten sind wir tierisch gut. Ich vermittle Tipps, wie man mutig »Angst vor …« in »Freude auf …« umpolen kann. Wir brauchen eine gesunde Balance zwischen Vorsicht und Zuversicht. Ich halte Vorträge: »Risikobewusst statt angstgetrieben: Wer fürchtet sich vor der Grünen Kokosnuss?« Darin verbinden sich meine Statistikwurzeln mit meinen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Tatsächlich sterben mehr Menschen an herunterfallenden Kokosnüssen als an Haibissen. Ich sehe es als meine Berufung, Menschen wachzurütteln, sie zu inspirieren, zu ermutigen und zu bestärken, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und diese zu meistern. Ich verstehe mich als Sprungbrett für Veränderungsvorhaben. Das Upcycling von lähmenden Ängsten, Frust, Stress und Ärger in Handlungsantrieb und Schaffenskraft, ist meine Leidenschaft. Für eine Mutkultur gegen Veränderungsängste. Das ist auch Inhalt meinerneurowissenschaftlichen Arbeit »Aufblühen statt Ausglühen – raus aus dem Stress & rein in den Flow«, die in Kürze in Buchform erscheinen wird.

Deine Bücher „leistungsstark & lebensfroh“ gehen in eine ähnliche Richtung. Wie kommst du zu diesem Thema?

Ich selbst war workaholic. Um mich von den Schattenseiten meines Lebens abzulenken, habe ich damals exzessiv studiert. Darum habe ich mein Doppelstudium auch schon im Alter von 22 Jahren mit Notenschnitt 1,0 abgeschlossen. Gesunde Leistungsstärke versus krankmachende Arbeitswut ist seither ein Lebensthema von mir. Ich engagiere mich für freudvolle High Performance und gesunde Lifein- Balance: Ausgewogenheit innerhalb und zwischen den Lebensbereichen. Freude am Schaffen und am Auftanken. Flow ist die gesunde Dosis von Stress. Ich vermittle Möglichkeiten für Motivation in guten und auch in stürmischen Zeiten.

A pro pos Möglichkeiten: Was hat es mit dem Meer der Möglichkeiten auf sich?

Ich bin begeisterte Taucherin. Ich tauche seit 1988. 2006 haben mein jetziger Mann und ich durch die Gemeinsamkeit der Tauchbegeisterung zueinander gefunden. In der Zwischenzeit haben wir mehr als 2.100 gemeinsame Tauchgänge – mehr gemeinsame Buddy- Dives als alle Paare, die wir kennen. 2015 hätte ich einen zweiseitigen Artikel schreiben sollen, was man vom Tauchen für das Business lernen kann. Daraus ist das Buch »Tauchen im Ozean des Lebens« entstanden. Tauchen als Allegorie und Inspirationsquelle für das Leben. Im Sinne von Goethes »Das freie Meer befreit den Geist« nutze ich die Metapher vom »Meer der Möglichkeiten«, um den Denkhorizont zu dehnen und das Handlungsrepertoire zu erweitern. Ein finnisches Sprichwort besagt: »Wer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten.« Und das Wasser wird nicht wärmer, wenn man länger davor zaudert. Darum bin ich so gerne Sprungbrett. Mit Zuversicht in die Zukunft. Übrigens: Unter Wasser können wir schwerelos schweben. Im trockenen Alltag bringen Heiterkeit & Lebensfreude, Optimismus & (Selbst-)Vertrauen, Fröhlichkeit & Humor mehr Leichtigkeit ins Leben. Meine Lieblingsrückmeldung von Kund:innen: »Sie hat den Saal zum Lachen und zum Nachdenken gebracht.«

Liebe Monika, wir danken dir für das Gespräch.

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