Eine Kolumne von René Borbonus
Einer der effektivsten Verständlichkeitskiller in Reden und Präsentationen sind abstrakte Zahlen. Nehmen wir als Beispiel das Vermögen von Bill Gates. Das liegt laut Presseinformationen derzeit bei etwa 109 Milliarden Dollar. Alles klar? Natürlich nicht. Welcher Normalsterbliche kann sich unter solchen Beträgen schon etwas vorstellen?
Schuld daran ist unser Gehirn: Wir können Zahlen gar nicht absolut begreifen. Solange sie nicht in Relation zu irgendetwas gesetzt werden, sind sie oft nutzlos. Und das ist ein Problem, denn bei vielen Redeanlässen sind Zahlen nun einmal unverzichtbar – bei Business-Präsentationen zum Beispiel. Aber wie kann man sie anschaulich vermitteln?
Unser Gehirn braucht Hilfestellung, um sich unter einem abstrakten Zahlenwert etwas vorstellen zu können. Eine solche Krücke, die aus Zahlen klare Botschaften machen kann, ist die sogenannte Referenzzahl. Das ist eine Zahl, die den genannten Wert in ein verständliches Verhältnis setzt.
Vor einiger Zeit war ich Zeuge, wie ein renommierter Wissenschaftler das Prinzip Referenzzahl bei einem Plädoyer für die umstrittene Grippe-Impfung einsetzte. Zum Vergleich zog er den Hype um die Kreutzfeldt-Jacob-Krankheit heran, die unter dem Schlagwort BSE im Zusammenhang mit verseuchtem Rindfleisch damals gerade viel Aufmerksamkeit in den Medien bekam.
Der Forscher sagte folgendes: »Europaweit sind sechs Menschen an Kreutzfeldt-Jacob gestorben. Jetzt sage ich ihnen mal, wie viele Menschen nur in Deutschland im selben Zeitraum an Influenza, also an der Grippe gestorben sind: Das waren über 20.000.«
Hätte diese Zahl für sich gestanden, hätten wir als Zuhörer mit der Aussage nicht viel anfangen können. Durch den Vergleich mit der leicht vorstellbaren Referenzzahl 6 erschien dieser Wert plötzlich sehr hoch. Auf diese Weise konnte der Experte vermitteln, warum er die Grippe-Impfung für so wichtig hielt.
Damit schwer vorstellbare Zahlen die beabsichtige Wirkung erzielen, sollten sie mit einer Referenzzahl kontrastiert werden.