Eine Kolumne von René Borbonus
Eine gute Rede darf nicht langweilen. Es scheint Redende zu geben, die davon noch nie gehört haben. Leider gibt es aber auch jene, die jede Frage im Meeting und jede Präsentation als Steilvorlage nutzen, um ihr komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen. Der Wunsch, witzig zu sein, ist nachvollziehbar: Humor ist ein großartiges rhetorisches Mittel und besonders bei trockenen oder abstrakten Themen manchmal sogar ein Rettungsanker. Es gibt gute Gründe, ihn einzusetzen: Humor erregt Aufmerksamkeit, wirkt sympathisch und hilft den Zuhörenden verstehen. Doch humorvoll reden will auch gelernt sein. Zum einen hat jeder einen anderen Humor. Manche Zuhörende können sich über einen schmutzigen Kalauer drei Tage lang totlachen. Doch es gibt immer auch die Fraktion im Publikum, die genau deswegen aussteigt. Ein herumalbernder Verkäufer kann zum Beispiel den Eindruck erwecken, er wolle von Schwächen des Produkts ablenken. Die Dosis muss immer auch zum Anlass passen.
Zum anderen blendet der Imperativ »Du musst lustig sein!« die Redneranalyse aus. Die wird leider oft unterschätzt und von der Publikumsanalyse übertönt. Ja, die meisten Menschen lachen gern. Und nein, nicht zu allen Redenden passt Humor. Wenn er gut vermittelt wird, kann er der Zuckerguss auf der Torte einer guten Rede sein. Doch nicht jeder Redner muss ständig witzig sein. Wer nicht zu den Scherzkeksen zählt, muss natürlich trotzdem nicht ganz auf eine sympathische Pointe hier und da verzichten. Tatsächlich gibt es eine Form von Humor, die fast immer gut kommt und fast allen Redenden steht: Selbstironie. Unterhaltsame Anekdoten, die dem Sprechenden selbst passiert sind, machen beinahe jeden sympathisch und öffnen die Herzen der Zuhörenden für alles, was danach kommt. Denn Redende, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, wirken aufrichtiger. Barack Obama etwa nahm bei einem Korrespondenten-Dinner im Weißen Haus zur großen Erheiterung der anwesenden Journalisten einmal seine eigene Abhängigkeit vom Teleprompter auf die Schippe, indem er nach einem Gag laut vorlas: »Pause for laughter.« Donald Trump dagegen …