Gereon Jörn

Lampenfieber ist normal? Quatsch

Warum die meisten Coachingtipps gegen Bühnenangst nicht helfen.

7.000 Menschen in der Nürnberg Arena. Ich stehe hinter der Bühne und weiß, dass ich gleich auf dieser stehe. Vor mir ist Uri Geller der Mentalist auf der Bühne und begeistert das Publikum. Eine Gefühlsachterbahn – sie lachen und sind gerührt. Uri spricht seine letzten Worte und ungefähr die Hälfte des Publikums springt auf und klatscht stehenden Beifall. Sonja Kraus moderiert ihn ab und beginnt mich anzumoderieren.

Wie würde es dir jetzt gehen? Vorfreude oder Angst? Uri kommt von der Bühne und auf mich zu. Unsere Blicke treffen sich und ich bedanke mich bei ihm mit einem Augenzwinkern: vielen Dank. Du bist der beste Warmupper, den ich jemals hatte. Er lacht und schenkt mir ein Lob: »Du hast eine sehr tolle Aura.« Ich bedanke mich, versinke in meinen mentalen Tunnel und entfache mein Bühnenfeuer. Am Ende meines Vortrages reißt es 7.000 Menschen von den Stühlen. Standing Ovations.

So viele Redner träumen diesen Traum. Sie wollen auf die große Bühne. Sie wollen einen Beitrag leisten. Doch noch viel mehr Menschen trauen es sich nicht. Sie haben Angst. Die Angst vor Versagen oder Blamieren hält sie zurück. Selbst in vielen kleinen Unternehmensmeetings gehen wertvolle Beiträge verloren, weil aus Angst nichts gesagt wird. Angst ist ein wertvoller Startimpuls, um in Aktion zu kommen. Doch Angst ist auch einer der schlechtesten permanenten Wegbegleiter. Die Angst vor der Rede ist dabei häufig eine trainierte bzw. angelernte Angst. Das Gute daran ist, dass dies auch wieder abtrainiert und verlernt werden darf. Es sind häufig nur Schutzprogramme, die uns beschützen wollen.

Dabei unterscheide ich gern indrei Ebenen.

  1. Ebene – die Auswirkung
    Nicht auf die Bühne gehen
  1. Ebene – die Ursache
    Limitierende Angst
  1. Ebene – der Auslöser
    Ein schlimmes Erlebnis (evtl. Trauma) oder eine dauerhafte Konditionierung hat diese Ursache entstehen lassen.

Viele erfahrene Kollegen und noch viel mehr Einsteiger kommen zu mir, um an ihrem Thema mit der Bühne zu arbeiten. Sie wollen sich besser fühlen, souveräner sein und Sicherheit/ Kompetenz ausstrahlen. Häufig steckt dahinter einfach nur die Angst, die die Menschen davon zurückhält. Wenn sich jemand sicher fühlen möchte, gilt es alles aus dem System zu entfernen, was mit Angst zu tun hat.

Ich wende dabei aus meiner Sicht keine „Ablenkungstricks“, alá ›Stell dir dein Publikum in Unterwäsche vor‹, an. Ich werde zum Spürhund. So wie ein Spürhund für Drogen jeden Koffer am Flughafen akribisch durchsucht, durchsuche ich das Unterbewusstsein nach dem Auslöser (3. Ebene). Nach dem Finden wird repariert. Die Angst hat ohne den passenden Auslöser keine Daseinsberechtigung mehr.

Meine klare Empfehlung für jeden, der frei, sicher und souverän auf die Bühne möchte: Arbeite nie mit Ablenkungstricks an der Auswirkung, sondern immer am Auslöser. Denn wenn die Auswirkung weggetrickst wird, die Ursache und der Auslöser aber noch existieren, entstehen neue Auswirkungen. Wer Ursache und Auslöser eliminiert entwickelt sich zu einer befreiten Rednerpersönlichkeit.

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