Seit Menschengedenken sind wir von der Frage besessen: Was ist die ideale Länge? Dabei kennen wir die Antwort spätestens seit einer US-Studie aus dem Jahr 1974, die den wissenschaftlichen Beweis erbracht hat:
Die perfekte Länge beträgt 17,4 Minuten.
Und natürlich ist das völliger Blödsinn. Langsam könnten wir es besser wissen, und doch kommt die Antwort immer noch überraschend: Es kommt nicht auf die Länge an. Vielmehr müssen wir an unserer Technik arbeiten. Und ja, ich spreche immer noch von Präsentationen.
Es ist höchste Zeit, mit einem uralten Vorurteil aufzuräumen, das viele Redner verfolgt wie ein wiederkehrender Alptraum: »Fass dich kurz! Noch kürzer! So kurz wie möglich! Kürzer ist immer besser!« Sorry, aber so einfach ist das nicht. Kürzer ist nicht automatisch besser. Dieser Aberglaube entspringt der Erfahrung, dass viele Präsentationen sich ewig hinziehen. Und diese Erfahrung machen wir, weil diese Präsentationen meistens langweilig und lang sind.
Wirkung ist keine Frage der Rededauer. Sie entsteht aus dem richtigen Verhältnis von Information und Unterhaltung. Das Problem einer langweiligen Präsentation ist, dass sie nicht interessant ist. Deshalb ist der häufigste Ausgangspunkt für die Konzeption einer Rede auch genau der falsche: die Zeitvorgabe. Die meisten ungeübten Redner versuchen erst einmal, möglichst viele Informationen in die Redezeit zu quetschen, weil ihnen alle wichtig erscheinen. Meistens sind das viel zu viele. Beim Kürzen gehen dann zuerst die Geschichten, die Beispiele und die Fallstudien drauf – also alles, was eine Rede interessant macht.
Nicht die Zeitvorgabe ist der Feind, sondern die Langeweile. Gegen sie gilt es anzukämpfen. Dafür ist die Dauer erst einmal völlig irrelevant. Die Auswahl der Inhalte beruht auf der Frage, was interessant ist – nicht, wie man möglichst viel in die Zeitvorgabe presst. Solange die Fakten relevant, hilfreich und einprägsam präsentiert werden, wird die Präsentation als prägnant wahrgenommen – egal, wie lang sie war.