Christian Gaertner

Reden ist für jeden

– mit Deiner Stimme Chancen schaffen

Hinter jeder Krise steckt eine Chance – dieser Satz bewegt gerade viele Bereiche unseres Lebens, auch unsere Kommunikation miteinander. Deine Worte können aufwühlen oder beruhigen, beängstigen oder ermutigen. Nie zuvor haben wir ihre Kraft so stark gespürt. Wenn Du redest, teilst Du nicht nur eine Botschaft, sondern stehst auch für Dich selbst ein und für das woran Du glaubst. Du machst Dich sichtbar mit Herz, Geist und Persönlichkeit. Doch damit Deine Worte ihre volle Kraft entfalten können, braucht es Bewusstsein und Mut, Deiner Wahrnehmung zu vertrauen. Lass uns die Krise als Chance nutzen, das Reden und Hinschauen neu zu lernen.

Wessen Wahrheit steckt hinter Deinen Worten? Als Redner, Coaches und Führungskräfte ist es heute mehr denn je unsere Aufgabe, Menschen im Prozess der Bewusstwerdung zu unterstützen und sie durch Transformationsprozesse zu begleiten. Wo früher im Zentrum stand, Wissen und Informationen zu vermitteln, geht es heute um Verantwortung, Empowerment und vor allem darum, Verbundenheit zwischen Menschen zu schaffen. Deine Worte bauen Brücken und stiften Sinn. In dieser Kraft der Worte steckt für mich die Chance des 21. Jahrhunderts, Bereiche wie Bildung, Führung und gesellschaftliche Entwicklung tiefgreifend neu zu gestalten. 

Heute hat jeder die Möglichkeit, sich mit wenigen Klicks eine Bühne zu schaffen. Damit gehen große Verantwortung und riesige Möglichkeiten einher. Um beidem gerecht zu werden, dürfen wir als Individuum und als Gesellschaft lernen, uns die Wirkung der eigenen Worte mit zwei Schritten immer wieder bewusst zu machen. Dazu gehört im ersten Schritt die Frage: Woher stammen meine Gedanken und Gefühle? Denn gerade in wilden Zeiten drohen Emotionen und Gedankenkonstrukte unseres Umfelds auf uns überzuspringen, ohne dass wir sie für uns prüfen. Woher stammen diese Ideen? Ergeben Sie für mich überhaupt einen Sinn? Wofür stehe ich und welche Botschaft will ich wirklich weitergeben? Diese Fragen sollten wir für uns klären, indem wir Beobachter unserer eigenen Gedanken und Gefühle werden und sie in einem größeren Kontext betrachten.

Erst dann kann auch der zweite Schritt wahrhaftig sein, wenn wir Gedanken und Gefühle mit unseren Worten auch auf andere Menschen überspringen lassen. Große Redner sind sich der Wirkung ihrer Worte bewusst, wenn sie mithilfe von Geschichten und wirkungsvollen Sprachmustern Emotionen bei ihren Zuhörern wecken. Und Du weißt: Wir erinnern uns langfristig immer an die Situationen in unserem Leben, bei denen wir starke Gefühle hatten – egal ob es sich um Kinofilme oder reale Erlebnisse handelt. Mit den eigenen Worten geht also eine große Verantwortung einher, an die wir uns mit jedem Wort erinnern dürfen. Was sollen die Menschen fühlen, wenn sie Deine Worte hören?

Um Deine Wirkung nicht dem Zufall zu überlassen, darfst Du ein Bewusstsein entwickeln: Welche Situationen oder Gegebenheiten lösen welche Gedanken und Gefühle in mir aus? Und wie kann ich diese Wirkung auch bei anderen erzeugen? Alleine diese Fragen führen uns in ein erhöhtes Bewusstsein und schaffen die Grundlage für Veränderung in unserer heutigen Zeit, da wir dadurch weniger in der Fremdbestimmung leben, sondern mehr in Selbstbestimmung agieren. Statt blinden Gehorsam zu leben, sollten wir unsere Worte erst mit unserem Herzen prüfen. Es geht um Einheit und Kongruenz mit dem eigenen Gefühl. Die eigene Wahrnehmung ist dafür das wertvollste Werkzeug. Wahrnehmung verpflichtet zur Handlung Leuchten, Surren und Vibrieren – überall um uns herum kämpfen heute Reize um unsere Aufmerksamkeit. Die zahlreichen Verlockungen und Ablenkungen im Alltag machen es uns nicht immer leicht, voll präsent im Moment zu sein. Kennst Du das auch, wenn Du plötzlich wie von Geisterhand nach Deinem Smartphone greifst? Eben warst Du noch bei einer anderen Sache und plötzlich scrollst Du durch Deinen Social-Media-Account. Du bist dann online mit anderen Menschen verbunden und gleichzeitig nur noch wenig vor Ort im Augenblick. Doch nicht nur die moderne Technik bringt uns immer wieder aus dem Moment heraus. Auch der enorme Leistungs- und Erwartungsdruck im Außen wirkt jeden Tag auf unsere Innenwelt ein. Wie also raus aus diesem Hamsterrad? 

Nach 20 Jahren Persönlichkeitsentwicklung und über 10 Jahren Arbeit als Trainer, Redner und Coach mit über 30.000 Teilnehmern und Coachees liegt der Schlüssel für mich heute darin, Menschen wieder mehr in den Moment und in den Kontakt mit sich selbst zu bringen und Ablenkungen im Außen so gut es geht zu eliminieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Lösung für viele Herausforderungen längst in uns schlummern. Doch häufig ist die Welt um uns herum so laut, dass wir die eigene, weise Stimme überhören. Es braucht Mut und Erfahrung, achtsam auf das eigene Herz und die Gefühle zu hören. Und noch mehr Mut braucht es, nach ihnen zu handeln. Doch Wahrnehmung verpflichtet zur Handlung. Hast Du Deinen Weg erkannt, bringt Dich jede andere Abzweigung weg von Deinem Ziel. Prüfe doch einmal für Dich selbst: Wie oft hast Du bereits eigene Impulse unterdrückt, nur um wenig später festzustellen, dass Deine Wahrnehmung richtig war? Und richtig bedeutet in diesem Kontext: für Dich richtig. Wie oft wolltest Du über etwas reden, hast Dich aber doch dagegen entschieden, weil Dir der Mut fehlte, Dir selbst zu vertrauen? Der eigenen Wahrnehmung nicht zu vertrauen ist Resultat einer angepassten Lebensweise. Anpassung, um nicht unangenehm aufzufallen. Anpassung, um bloß nicht anzuecken oder Anerkennung und Liebe nicht zu verlieren. Anpassung, um anderen Menschen zu gefallen. Nur einem Menschen gefällst Du in diesem Moment ganz sicher nicht: Dir selbst. Vertraue darauf, dass Deine Wahrnehmung Dich zu Deiner Botschaft führen wird. Wie finde ich meine eigene Stimme wieder?

Viele Menschen gehen heute weniger als aufgeweckte Menschen durchs Leben, sondern als Schlafwandler. Ich verstehe das sehr gut, denn viele Jahre lang war ich selbst einer von ihnen. Der Moment des Erwachens kann hart und schmerzhaft sein, doch gleichzeitig verbirgt er absolute Schönheit in sich. Diese tiefe Erkenntnis darüber, was

Du wirklich willst und was Du loslassen möchtest, bringt eine schier unendliche Schöpferkraft mit sich. Du findest Christian Gaertner www.christiangaertner.com Experte für Persönlichkeitsentwicklung, Transformation und Leadership Foto: Adina Bitterlich 10 www.clubderredner.de • Ausgabe 02/2021 • REDEN PRÄSENTIEREN BEGEISTERN Magazin dabei nicht nur Deine eigene Stimme, sondern Du erkennst auch Deinen eigenen Lebensweg aus Deinem Inneren heraus. Beides bildet die Voraussetzung, dass auch Menschen, mit denen Du Dich umgibst und zu denen Du sprichst, sich selbst erkennen und durchs Leben führen können.

 

Zwei Fragen haben mir auf diesem Weg geholfen: »Ist das, was ich gerade denke und fühle, wirklich wahr? Und entspricht es meiner eigenen Wahrheit und Wahrnehmung von mir selbst und der Welt?« Ich lege Dir ans Herz, diesen Fragen einen Platz in Deinem Alltag zu schenken – egal ob Du mit Deinen Botschaften auf die Bühne möchtest oder ob Du Entscheidungen im Alltag triffst. Diese Fragen schaffen die Grundlage für ein wahrhaftiges und erhöhtes Bewusstsein und bringen Dich auf den Weg, der für Dich persönlich richtig ist.

Reden und Zuhören gehen Hand in Hand Bis hierher lautet die Essenz dieses Textes: Übernimm Verantwortung aus Deinem gesteigerten Bewusstsein und handle aus Deinem Herzen heraus. Und die Umsetzung ist für mich bestechend einfach: Agiere wieder mehr wie unsere Kinder. Oft beobachte ich meine beiden Kinder (Jonathan 6, Annabelle 2) beim Spielen, Toben und Sein – eine Demonstration völliger Hingabe, purer Ehrlichkeit und reiner Liebe. Gleichzeitig ist das auch eine wertvolle Lehrstunde, denn sie sind meine größten Lebensmentoren. Sie inspirieren mich zu Neugier, Demut und Ehrfurcht – ein Zustand, der Verstehen und Lernen erst möglich macht. Außerdem zeigen sie mir mit ihrer intuitiven und ehrlichen Art, was konsequente Authentizität wirklich bedeutet. Bloßes Zusehen und Zuhören wirkt hier so viel tiefer als die größte Rede. 

Doch diese kindliche Leichtigkeit ist gerade in Bedrängnis durch fehlende soziale Kontakte, Verbote und Einschränkungen. Es liegt jetzt an uns, sie zu erhalten, indem wir ein Umfeld schaffen, dass das Individuum in den Fokus rückt, ohne die Intention, alle gleich machen zu wollen. Denn nur durch das ganzheitliche Betrachten und Fördern des einzelnen Menschen können Kinder zu Erwachsenen werden, die die nötige Flexibilität mitbringen, auf schnelle Veränderungen im Außen reagieren zu können bzw. nicht aus der Bahn geworfen zu werden, weil sie nach Ordnung, Struktur und Sicherheit im Außen suchen. Damit legen wir die Basis dafür, dass sie auch im Laufe ihres Lebens ihre Stimme finden und erklingen lassen können. Wenn Du beim nächsten Mal auf einer Bühne sprichst, dann zeige Dich in Deiner ganzen Menschlichkeit, sprich aus vollem Herzen, wie es sich für Dich wahrhaftig anfühlt. Habe Freude dabei, Menschen zu begeistern und lass stets Dein eigens Licht vorgehen. Du hast etwas zu sagen!

Dein Christian

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