Wenn der heißgeliebte Redefluss zur Stolperstrecke wird.
Wenn die Sprache fließt, Menschen dadurch eloquent und kompetent wirken, dann finden wir das bewundernswert, überzeugend und ansprechend. Genau dieser Redefluss gilt als erstrebenswert für alle Vortragenden. Er wird auch als unaufhörliches, monologisches Reden bezeichnet. Doch wer sich davon unreflektiert treiben lässt, setzt sich selbst damit unter Druck und kommt schnell zum Stolpern. Denn was passiert, wenn der nächste Satz noch nicht sofort parat liegt, der Gedankenfluss ins Stocken gerät, die Angst vor der Lücke im Kopf ihren Platz einnimmt? Dann kommen oftmals diese unbewusst ausgesprochenen Verlegenheitslaute ins Rennen, wie »ähm…«, »öhm…« oder mittlerweile höre ich auch ganz oft ein bestätigendes »genau« nach jedem Sinnabschnitt. Das wirkt dann so, als würde der Redner oder die Rednerin innerlich einen Haken an die eigene To-do Liste setzen, nach dem Motto: »OK, erledigt. Weiter im Text.«
Diese »ähms« und »öhms« hingegen wirken auf Dauer echt störend und tragen überhaupt nicht zum Redefluss bei. Sie signalisieren höchstens: »Ich bin noch auf Sendung« und betonen eher die Denkpausen, als dass sie einen positiven Redefluss und Stimmfluss erzeugen. Und es macht auf Dauer überhaupt keinen Spaß zuzuhören, weil es viel Konzentration fordert. Das ist wie Auto fahren und ständig auf die Bremse tippen. Macht auch keinen Spaß. In Gesprächen mögen diese »Lückenfüller« vielleicht eingesetzt werden, um keine Pausen entstehen zu lassen, damit niemand ins Wort fällt. Diese Sorge muss man bei einer Rede nicht haben. Jedoch gilt für das Gespräch und die Rede: Pausen sind wirksam. Sie lassen dich nicht schwach wirken, sondern wirkungsvoll. Kurze Pausen ermöglichen uns beim Zuhören die bereits erhaltenen Informationen zu verarbeiten. Sie können gar erholsam wirken, für dich und dein Publikum. Und, wenn sie sogar bewusst eingesetzt werden, dienen sie als rhetorisches Mittel. Wer also bisher Angst vor Pausen hatte, sollte der »Pause« eine neue Bewertung zumessen.
Wie kann ich wirkungsvolle Pausen setzen? Fülle die Pausen mit einer entspannten Atmung statt mit Verlegenheitslauten.
Tief in den Bauch atmen entspannt auf jeden Fall herrlich, auch deine Stimme. Es befreit auf wundersame Weise den Kopf zum Denken und gibt ein Gefühl der Gelassenheit und Erdung. Wenn dann noch durch Körpersprache, sprich Blickkontakt und Körperspannung, das Signal »Ich bin noch auf Sendung« signalisiert wird, wirkt es präsent statt stolpernd.
Du zweifelst an deinem Redefluss? Stärke dein Selbstbewusstsein!
Oftmals klagen Teilnehmende meiner Seminare, dass sie in Präsentationen oder Vorträgen nicht so redegewandt seien und nicht ohne Manuskript reden könnten. Doch wenn sie miteinander reden, können sie flüssig reden und ihr Wissen mitteilen. Also liegt es wohl eher an störenden Glaubenssätzen. Um mal ein bisschen aus der Komfortzone herauszukommen, empfehle ich mit Hilfe von Story-Cards spontane Geschichte zu erzählen. Du wirst sehen, die Worte werden dir nicht ausgehen. Und du wirst ein Bewusstsein für die Pausen entwickeln und den Verlegenheitslauten Ade sagen. Ach ja, ääääähm, was ich noch sagen wollte: Viel Spaß beim Üben!