Bühnenwerkzeuge – Harry Fritz

Bühnenwerkzeuge

Viele Menschen, die zum ersten Mal auf einer Bühne stehen, lehnen die Aufmerksamkeit mit den Worten: »Was soll ich denn sagen« und einer wischenden Handbewegung ab, – als ob es schwerer wäre, auf der Bühne etwas zu sagen, als im Kollegenkreis.

Dabei geht es bei dem Ausspruch gar nicht um den Inhalt der Präsentation. Fachlich kann eh keiner aus dem Publikum dem Redner das Wasser reichen. Vielmehr ist der Gedanke über das »Wie soll ich es sagen«, der Vater der Unsicherheit.

Den Inhalt einer Rede habt ihr selbst gewählt. Ihr kennt die Geschichte, wisst was ihr sagen wollt. Wir wollen uns folgend die Umsetzung, also das »Wie soll ich es sagen«, genauer ansehen. Zunächst machen wir uns bewusst, welche Hilfsmittel wir auf der Bühne haben. Das wichtigste und zugleich dominanteste Hilfsmittel ist das Wort. Von der richtigen Wahl der Worte hängt viel ab. Sprichst du zum Beispiel von dem mandelfarbigen und nach Rosen duftenden Papier, das du für deine Liebesbriefe verwendet hast, so wird dein Publikum eine genaue Vorstellung von deinen Briefen bekommen. Einige werden sie sogar riechen können. Sie werden den Sommerregen hören, der auf das alte Blechdach der Garage prasselt, unter dem du dich vor dem Unwetter geflüchtet hast. Du nimmst sie mit deinen Worten mit auf eine Reise.

Du kannst auch genau das Gegenteil bewirken. Reduziere deine Aussagen auf die wesentlichen Inhalte und du hast deine Thesen, die du dem Publikum eindringlich und leicht darlegen kannst. Aus deinen mandelfarbigen und nach Rosen duftenden Liebesbekundungen werden einfach »Briefe« und aus dem unwetterartigen Sommerregen wird »Scheißwetter«. Worte verfehlen ihre Wirkung nie.

Ein weiteres Hilfsmittel ist deine Stimme. Du kannst die Geschwindigkeit beim Reden verändern oder die Lautstärke deiner Aussage anpassen. Geneigte Redner können auch ihre Stimme verstellen und so fiktiven Personen aus ihrer Geschichte eine eigene Stimme geben.

Dann haben wir da noch deinen Körper. Viele Redner beginnen ihre Rede mit einer Pause und lassen ihren Körper wirken. Das Publikum hat keine Ablenkung und konzentriert sich auf die Ausstrahlung der Person auf der Bühne. Wie steht er da, aufrecht, freundlich lächelnd, oder eher verlegen und den Blick auf den Boden gerichtet? Das muss man als Redner erst mal aushalten, aber wenn es klappt, ist das ein mega Einstieg in deine Rede.

Darüber hinaus haben wir es noch mit technischen Hilfsmitteln zu tun. Je nach Bühnenausstattung gibt es mehr oder weniger Scheinwerfer die du verwenden kannst. Viele haben Farbfilter oder sind schon auf LED umgestellt. Farbe kannst du gut für den Hintergrund einrichten. Oder du planst, deine Stimmungen in deiner Rede mit Farben zu unterstützen. Blau eignet sich dabei für Nachtstimmungen. Rot und Orange werden deine schönen, warmen Erinnerungen unterstützen. Grün hingegen wirft deinen Hautton in einen unwirklichen Teint. Mit Spots kannst du Highlight setzen. Hart abgegrenzt ist das ein tolles Licht für den Anfang oder das Ende deiner Veranstaltung. Stell dir vor, die Bühne um dich herum ist in dunkles Schwarz getaucht. Nur ein Spot ist an. Das Publikum sieht das aufflackern der Staubteilchen die durch den gleißend hellen Lichtkegel schweben – das nenne ich Aufmerksamkeit pur. Einige Bühnen setzen Verfolger ein. Das sind Scheinwerfer, die von einer Person gesteuert werden können und der Bewegung der Bühnenperson folgen. Das bedarf allerdings einer Choreografie und intensiver Abstimmung mit dem Techniker.

Für viele Präsentationen unverzichtbar ist ein Beamer oder Projektor der die vorgefertigten Thesen und Überschriften den Publikum in lesbarer Größe zur Schau stellt. Zur Unterstützung deiner Präsentation willst du vielleicht auch Ton abspielen, oder du hast ein Video, das du zeigen möchtest. Dazu muss die Bühne natürlich über die Möglichkeit der Einspielung verfügen. Bei älteren Bühnen kann es sein, dass die Soundsteuerung nicht in die Bühnentechnik integriert ist (Theater wird ohne Headset gespielt). Hier wird meist mit externen Pults nachgeholfen.

Zu empfehlen ist es, wenn Bild und Ton eingesetzt werden, dass ein technischer Assistent die Arbeiten übernimmt. Im Besten Fall ist es jemand der die Rede kennt und weiß, an welcher Stelle das Bild gewechselt, der Ton eingespielt oder das Licht geändert werden muss. Du kannst natürlich auch einen Licht- und Tonplan erstellen. Das ist zu empfehlen, wenn dich keiner, der deine Rede kennt, begleiten kann. Dieser Plan zeigt dem Assistenten an welcher Stelle die Lichtstimmung wechselt oder Sound eingespielt wird. Dazu kannst du deine Rede wörtlich ausdrucken und die Stellen der Änderungen darin markieren. Was auch möglich ist, aber mehr Erklärung und meist auch einer Generalprobe bedarf, ist ein verkürzter Ausdruck deiner Rede. Du kannst zum Beispiel nur die letzten zwei oder drei Sätze vor jedem Wechsel aufschreiben. Da der Assistent aber nicht weiß, an welcher Stelle genau die Textstellen kommen, muss er die ganze Zeit über aufmerksam auf deine Worte hören.

Gute Redner kennen ihre Werkzeuge und schärfen sie regelmäßig.

Harry Fritz

Club der Redner –

Bühnencoach
Gestalter
Geschichtenerzähler

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