Welche Folgen hat Rassismus für deutsche Unternehmen?
»8:00 Uhr ich stehe hinter einer blauen Theke, um Daten von Patienten des Rehazentrums, in dem ich angestellt bin, in den PC einzutippen. Immer wieder blicke ich zu den Patient*innen, um zu sehen, ob jemand etwas benötigt. Plötzlich passiert es. Ein Patient kommt aggressiv auf mich zu gelaufen. Anstatt mir sein benutztes Handtuch über die Theke zu reichen, schleudert er es mir ins Gesicht und verlässt den Sportbereich. Das ging alles so schnell, ich wusste gar nicht wie mir geschieht. Was ich aber definitiv wusste ist, dass ich kündigen würde. Denn dies war nur einer von vielen rassistischen Vorfällen mir gegen über auf dieser Arbeitsstelle.«
Nach diesem geschildertem Vorfall hatte ich ständig Angst vor einem erneuten Angriff. Dazu kamen Schlafstörungen, Gliederschmerzen und somit auch Fehlzeiten. Solche Situationen und deren Auswirkungen sind Alltag für viele Schwarze Menschen und People of Color in der Arbeitswelt. Jeder fünfte Berufstätige in Deutschland erlebt rassistische Diskriminierung am Arbeitsplatz. Die Auswirkungen sind jedoch nicht nur für die Menschen selbst, sondern auch für die Unternehmen ein großes Problem. Etwa 130 Milliarden Euro kosten die Unternehmen jährlich Fehltage ihrer Mitarbeiter, wodurch viele ihre Mitarbeiter präventiv fördern. Gleichzeitig steigen die Zahlen an psychischen Erkrankungen, wie Angststörungen oder Depressionen rasant an. Wer krank ist, ist weniger leistungsfähig, macht mehr Fehler und die Unfallhäufigkeit am Arbeitsplatz steigt. So ist es für jedes Unternehmen erstrebenswert nicht nur körperliche Gesundheit zu fördern, sondern Wert auf eine Umgebung zu legen, die das Personal emotional und mental gesund hält. Dies setzt voraus, dass sichere Strukturen geschaffen werden, die gewährleisten, dass rassistische Vorfälle ernst genommen werden und Konsequenzen haben. Außerdem gilt es ein Klima zu schaffen, in dem ethnische und kulturelle Vielfalt gelebt wird. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer größeren kulturellen Vielfalt höhere Umsätze erzielen und sich die Produktivität erhöht. Denn es treffen verschiedene Talente aufeinander, die mit unterschiedlichen Fähigkeiten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Außerdem zeigen Studien, dass Arbeitssuchende oft von Unternehmen angezogen werden, die unterschiedlichste Arbeitskräfte beschäftigen, da dort offensichtlich weniger bis keine Diskriminierung oder Rassismus am Arbeitsplatz herrscht. Eine Atmosphäre zu erschaffen, die jedem Mitarbeiter die Möglichkeit gibt sein Potenzial zu entfalten und Akzeptanz großgeschrieben wird, ist im Wettbewerb nicht mehr wegzudenken.
Über die Autorin:
Layla Bürk ist Pädagogin, Coach (SGD) & Speakerin. Ihre Erfahrungen und ihr Expertenwissen teilt sie mit Betroffenen und Unternehmen. Als Adoptivkind mit Wurzeln in Ghana und der USA ist Layla gebürtige Karlsruherin. So ist sie selbst Schnittstelle zwischen deutscher Kultur und PoC. info@layla-buerk.com