Content vermitteln
Damit deine Präsentation gelingt, sollten deine Inhalte stimmen. Wie du sie findest, ordnest und formulierst.
Wenn deine Inhalte relevant und gut geordnet sind, dann ist das die halbe Miete. Das Motto gilt: Sag, was Sache ist! Dabei gibt es sieben Geheimnisse.
Geheimnis 1: Relevanz
»Relevanz« heißt: Eine Information ist spannend für deine Zuhörer. Was für dich relevant ist, ist nicht unbedingt für dein Publikum relevant. Beispiel: Bei einem neuen Produkt ist das Entwicklerteam stolz auf die Algorithmen. Der Kunde aber interessiert sich meist nicht für die Algorithmen, sondern für die Funktionen. Deine Kollegen interessieren sich vielleicht für die Absatzmöglichkeiten. Je nach dem, wen du vor dir hast, interessieren sich die Leute für unterschiedliche Aspekte – oft aus unterschiedlicher Perspektive. Welche Aspekte sind für deine Zuhörer wichtig?
Geheimnis 2: Inhalte sammeln
Dann geht es ans Sammeln der Inhalte. Worüber redest du im Einzelnen? Ich nehme dafür Karteikarten. Auf jeder Karte notiere ich einen Aspekt als Stichwort. Da steht dann zum Beispiel kurz: »§« für »Rechtliches«, »€« für »Finanzielles« und »Sicherheitsaspekte« – wenn ich einem Manager helfe, dem Vorstand eine Reklamation zu erklären.
Geheimnis 3: Inhalte ordnen
Jetzt geht es ans Sortieren. Und da gibt es einen Trick: Arbeite dich nicht vom Anfang zum Ende durch, sondern definiere zuerst den Anfang und dann das Ende – dann ist es umso leichter, den Mittelteil zu füllen.
Bei einer Produktpräsentation vor Vertrieblern könnte deine Struktur so aussehen: »Ihre Marge«, »Produktbezeichnung«, »Funktion«, »Kundenstudie«, »Verkaufsförderung«.
Aber natürlich fängst du nicht mit der Marge an, sondern brauchst einen Vorspann. Dafür ein Tipp: Als erstes wollen die Leute wissen, was du Relevantes zu sagen hast, und sie wollen wissen, warum du der oder die richtige Redner/-in dafür bist. Ein Standardaufbau ist:
1. »In den nächsten 15 Minuten erfahren Sie, wie Sie unser Produkt »Haselmaus« besonders leicht verkaufen.«
Damit hast du mit Sicherheit die Aufmerksamkeit eurer Vertriebler! Die wollen jetzt wissen, warum ausgerechnet du dafür kompetent bist:
2. »Mein Name ist Fritz Fratz, und ich kenne den Schmerz der Zielgruppe. Wir haben nämlich eine Studie zu dem Thema erstellt.«
Der Schluss ist auch ein Standard: Bewährt hat sich eine Folgerung. Fasse also bitte nicht alles zusammen, sondern sag, was jetzt aus deinen Worten folgt. Am besten bastelst du ans Ende hinter den Aspekt »Verkaufsförderung« einen Appell:
»Sie kennen jetzt exakt die Situation der Zielgruppe. Sie wissen, welche Bedürfnisse wo liegen. Und Sie wissen, an welchen Punkten genau ›Haselmaus‹ ansetzt. Also viel Erfolg beim Verkauf! Und bitte berichten Sie mir von Ihren Erfahrungen.«
Geheimnis 4: Belege sammeln
Wenn deine Reihenfolge steht, sammelst du für die einzelnen Punkte Belege. Das muss nicht viel sein, aber ein paar Belege tun gut. Belege können Zahlen und Daten sein, also Studienergebnisse – aber auch Geschichten und kurze witzige Episoden beleuchten Argumente oft sehr gut.
Geheimnis 5: Die Überschrift
Ein Vortrag braucht eine Überschrift. Eine gute Überschrift besteht aus einer Haupt- und einer Unterüberschrift. Das Prinzip lautet: Die Hauptüberschrift ist emotional und erzeugt Aufmerksamkeit, die Unterüberschrift ist rational und liefert den Kontext. Produzierst du eine neue Legierung aus Aluminium und Stahl für den Flugzeugbau, könnte deine Hauptüberschrift »Stahlu« lauten, die Unterüberschrift »Neue Legierung spart Kerosin«. Aber Vorsicht: Für suchmaschinenoptimierte Websites brauchst du einen anderen Zugang – dieses Überschriftenkonzept gilt für Menschen, nicht für Maschinen.
Geheimnis 6: Klare Sprache
Damit deine Sprache angenehm wirkt, habe ich hier drei Tricks für dich:
• Was jemand tut oder was geschieht, sagst du mit Verben. Verben sind Tun-Wörter. Also sag nicht: »Wir haben eine Kundenbefragung durchgeführt«, sondern: »Wir haben unsere Kunden befragt.« Damit wirkst du weniger bürokratisch und viel menschlicher.
• Schau, dass du wichtige Dinge in Hauptsätzen bringst und keine komplizierten Nebensätze bildest. Sag also nicht: »Die Abteilung 3 hat dafür gesorgt, dass die Funktion wieder aktiv ist«, sondern: »Die Abteilung 3 hat die Funktion wieder aktiviert.«
• Verwende möglichst keine Passivsätze, sondern Aktivsätze. Also sag nicht: »Das Projekt wird fortgesetzt«, sondern benenne die Akteure und sag: »Wir setzen das Projekt fort.« Willst du die Akteure nicht so in den Vordergrund stellen, geht auch das im Aktiv: »Das Projekt läuft weiter.«
Geheimnis 7: Üben, üben, üben
Jetzt trainier deinen Vortrag, bis er sitzt. Vor dem Spiegel, im Auto oder schweigend in der U-Bahn – geh deine Inhalte immer wieder durch. Weil du ein relevantes Thema hast, das aus Sicht deiner Zuhörer plausibel aufgebaut ist, wirst du vermutlich kaum einen Blackout haben oder einen Teil überspringen.
Thilo Baum
Der Klartextexperte für Unternehmen
Thilo Baum, Jahrgang 1970, ist Journalist und Experte für klare Kommunikation. Er stammt aus Schwäbisch Hall, hat dann an der Staatlichen Blindenschule in Ilvesheim bei Heidelberg seinen Zivildienst abgeleistet und dann an der Freien Universität Berlin Publizistik und Theaterwissenschaft studiert. Nach Abschluss des Studiums hat Thilo Baum beim »Berliner Kurier« das Volontariat zum Tageszeitungsredakteur gemacht und wurde dort Lokalredakteur und dann Schlussredakteur. Im Jahr 2004 hat sich Thilo Baum selbstständig gemacht und hilft seitdem Unternehmen, sich klar auszudrücken – schriftlich, mündlich, intern, extern. Nach einem Ausflug ins Brandenburgische lebt Thilo Baum seit 2016 in Gersfeld (Rhön). Er liebt das Wandern und die Natur, spielt Klavier und Schlagzeug, hört vorzugsweise Musik auf Vinyl und liebt seinen amerikanischen Oldtimer von 1977.
Mit Thilo Baums Hilfe bringen Sie Ihre Botschaften auf den Punkt. Thilo Baum ist Autor zahlreicher Bücher, u.a. von »Komm zum Punkt! So drücken Sie sich klar aus« und von »Schluss mit förmlich! So geht menschliche Unternehmenskommunikation«. Für den Südwestrundfunk macht Thilo Baum ab und zu Radiobeiträge über Kommunikations- und Bildungsthemen, auf seiner Website betreibt er ein Blog und einen Podcast. Bei der Rednerausbildung der German Speakers Association e.V. (GSA-Akademie) ist er Studienleiter und gibt dort die Kurse »Relevanz« und »Klartext«.